Krankengymnastik

Anders, als der Volksmund es sagt, ist die Krankengymnastik kein anderes Wort für Physiotherapie. Seit der Erneuerung des Masseur-und Physiotherapeutengesetzes im Jahr 1994 gibt es den Beruf des Krankengymnasten nicht mehr. Seit diesem Zeitpunkt lautet die Berufsbezeichnung staatlich anerkannter/e Physiotherapeut/in. Viele moderne Therapeuten/innen können mit der Bezeichnung Krankengymnast/in nicht viel anfangen. Physiotherapeuten/innen sind viel mehr als der „Übungsonkel“, der mit seinen Patienten etwas turnt.

Bei der Krankengymnastik handelt es sich um ein Heilmittel aus dem sogenannten Heilmittelkatalog. Dieser Katalog ist eine Sammlung von Behandlungsmethoden, die einem Therapeuten/in zur Verfügung stehen, um seinen Patienten/in bei ihrer Erkrankung zu helfen. Krankengymnastik ist mehr ein Behandlungskonzept, dass passive Behandlungsmethoden mit aktiven Übungen verbindet. Hierbei werden Übungen wie Mobilisationsübungen oder Übungen zur Kräftigung der problematischen Muskelgruppen erlernt. Im besten Fall entsteht hierbei ein ausgefeiltes Trainingsprogramm, dass der Patient/in in Eigenregie auch zu Hause ausführen kann. Das Ziel ist es, dass der Patient/in mit seinen Übungen sein Beschwerdebild verbessert und präventiv anderen Erkrankungen oder Verletzungen vorbeugen kann.

Krankengymnastik oder kurz KG darf ausschließlich von staatlich anerkannten Physiotherapeuten/innen durchgeführt werden. Staatlich anerkannter Physiotherapeut/in ist, wer die dreijährige Berufsausbildung mit einem amtlichen Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen hat. In den letzten Jahren hat die Akademisierung der Physiotherapie weiter zugenommen, sodass viele Physiotherapeuten/innen ihren Bachelor, Master oder sogar ihren Doktortitel erworben haben.

Dennoch bleibt die Krankengymnastik eine Leistung, die von einem Facharzt verschrieben werden muss. Hierbei spielt die Facharztausbildung ihres Arztes keine Rolle. Die meisten Patienten werden jedoch von Orthopäden/innen oder Reha-Mediziner/innen ausgestellt. Ein Schlupfloch gibt es jedoch, um nicht wegen jedes Rezepts zum Arzt gehen zu müssen. Seit dem Jahr 2009 gibt es die Möglichkeit für Physiotherapeuten, einen sektoralen Heilpraktiker der Physiotherapie abzuschließen.

Diese Spezialausbildung ist eine anerkannte Berufsgruppe, die es ermöglicht, dass ein Physiotherapeut/in ihnen ein Rezept ausstellt. Jedoch wird das Rezept nur von wenigen privaten Krankenversicherern akzeptiert bzw. bezahlt. Die gesetzlichen Versicherer lehnen solche Rezepte gänzlich ab. In diesem Fall besteht ein privatwirtschaftlicher Vertrag zwischen Therapeut/in und seinem Patienten/in. Die Kosten der Behandlung müssen von den Patienten selbst getragen werden.

Die KG ist eine wirkungsvolle Maßnahme gegen eine Vielzahl von Erkrankungen und Funktionsstörungen des Bewegungsapparats. In der Liste findet ihr die häufigsten Anwendungsgebiete.

Anwendungsgebiet der Krankengymnastik

  • Bandscheibenvorfälle
  • Verspannungen
  • Sturzprofilaxe
  • Wirbelsäulenfehlstellungen
  • Verletzungsprävention für alle Patientengruppen und Sportler jeden Alters
  • Alle Formen von Gelenkarthrose
  • Rheuma
  • Neurologische Erkrankungen
  • Lähmunge
  • Wirbelsäulen Blockaden
  • Gelenkinstabilität
  • Kopfschmerzen
  • Atemtherapie
  • Schulterbeschwerden, z.B.: Impingement
  • „Hexenschuss“
  • Beckenbodengymnastik / Inkontinenzbehandlung
  • Fehlhaltungen der Wirbelsäule
  • Funktionsstörungen einzelner Gelenke
  • Verletzte Gelenke durch Unfälle, oder Operationen

Wie man der Liste entnehmen kann, sind die Einsatzgebiete sehr vielfältig. Es gibt kaum eine Krankheit, die durch Krankengymnastik nicht gelindert oder geheilt werden kann.

Die Krankengymnastik ist eine eigenständige Behandlungsmethode innerhalb der Physiotherapie. Sie besteht aus Mobilistations-und Kräftigungsübungen, die nach ausreichenden Therapiesitzungen zu einem Trainingsprogramm zusammengefasst werden. Mit der KG sind fasst alle Erkrankungen des menschlichen Körpers zu behandeln, ebenso kann man mit kontinuierlichen Training Verletzungen heilen oder präventiv vermeiden. Krankengymnastik ist eine schmerzarme Behandlungsform und kann nur in seltenen Ausnahmefällen schädlich sein.