Faszientherapie

Als Fasciatherapy oder auch Faszientherapie werden verschiedene manuelle Behandlungsformen für das bindegewebige Fasziensystem des Körpers bezeichnet. Der Name setzt sich zusammen aus Fascia (lateinisch fascia ‚Band, Bandage‘) und Therapie (altgriechisch θεραπεία therapeia, deutsch ‚Dienst, Pflege, Heilung‘).

Fasciatherapie wird in verschiedenen westeuropäischen Ländern gelehrt. In der französisch- und deutschsprachigen Schweiz und den frankophonen Ländern (Belgien, Frankreich) sowie Italien als Fasciatherapie – in Deutschland meist als Faszientherapie. Die Methode wird hauptsächlich von Physiotherapeuten, Medizinischen Masseuren, Heilpraktikern und vereinzelten (vornehmlich komplementärmedizinisch zugewandten) Ärzten.

Die verschiedenen therapeutischen Richtungen lassen sich von der Geschichte der Chirotherapie / Manuellen Medizin sowie der Osteopathie her nachvollziehen. Gemeinsames therapeutisches Ziel der verschiedenen Therapieformen ist es, trotz ihrer unterschiedlichen methodischen Nuancen, den möglichst gezielten Ausgleich eines Spannungs-Ungleichgewichts der miteinander vernetzten bindegewebigen Anteile des Körpers bewirken zu wollen. Faszien mit ihrer kollagenen Grundstruktur werden als das Formorgan des Körpers betrachtet, also der organische Anteil, der alle Strukturen miteinander verbindet. Die Funktionalität dieses körperweiten Organs zu verbessern stellt somit die gemeinsame therapeutische Programmatik dar. Die Hauptfunktionen der Faszien lassen sich über die Mnemonic der Vier P zusammenfassen:

Packaging (also Umhüllung, Strukturierung, sinnvolle Abgrenzung)
Protection (Schutz z. B. durch sinnvolle Bewegungseinschränkung über Sehnen und Bänder)
Passage (Faszien als funktionsbestimmende Gewebe-Leitschiene der Trias Arterie, Vene und Nerv)
Posture (Faszien als haltungsprägender Faktor)

Nach Auffassung der Methode hat der Körper die besten Voraussetzungen zur Selbstregulation und zur Gesundung, wenn die Spannungsverhältnisse im körpereigenen Fasziensystem ausgewogen sind.

Die obengenannten Ungleichgewichte entstehen nach Ansicht der verschiedenen Autoren aus

körperlichen Verletzungen,
Traumen,
Folgezuständen von Erkrankungen,
funktionellen beruflichen Belastungen,
ungünstiger Körperhaltung bei eingeschränkter posturaler Kontrolle und
psycho-sozialen Belastungszuständen.

Es werden sogenannte somatische Dysfunktionen[2] behandelt statt einzelne Symptome. Die klinische Relevanz dieser somatischen Dysfunktionen wird in unausgewogener und veränderter Funktion miteinander in Beziehung stehender Körpersysteme gesehen; entsprechend der Befundung in der Osteopathie wird als Ausdruck hiervon eine durch die Hände der Therapeuten wahrnehmbare

veränderte Gewebebeschaffenheit
Bewegungseinschränkung
asymmetrische Position oder Spannung des Körperteils und
Empfindlichkeit (bzw. Schmerz)

als Maßstab der Ausprägung einer somatischen Dysfunktion bezeichnet.

Im Bewegungsapparat schlägt sich dies nun nach Auffassung der Methodik als Verkürzung, Verspannung, Verklebung (Adhäsion, Verwachsung) bis hin zur Fibrose der unterschiedlichen Faszien nieder sowie in einer veränderten Sensomotorik. Je nach Art der statischen Herausforderung soll dies dann z. B. die Fascia lata, die Plantarfascie, die Fascia thoracolumbalis, die Rektusscheide oder z. B. die Fascia clavipectoralis betreffen. Auch in kleineren Faszien können sich Spannungszüge ungünstig bemerkbar machen und sich z. B. als Myofasziales Schmerzsyndrom äußern.

Auszug/Quelle wikipedia